VIA EGNATIA. I am not alone


Veranstaltungshinweis: 15.08.2021, 11-17 Uhr, Museum Eduard Spörri, Wettingen Saisoneröffnung. Einweihung der neuen Objekte zeitgenössischer Kunstschaffender auf dem Skulpturenplatz.
Performance mit zeitgenössischer Musik und Improvisation: Live-Soundscape «VIA EGNATIA. I am not alone».
Eröffnungstag in Kooperation mit: Atelier Walter Huser, Gluri Suter Huus, Historisches Museum Baden.



«I am not alone» wird als ein Live-Soundscape bis Ende 2021 in 15 verschiedenen Museen der Schweiz realisiert. Umgesetzt wird das Projekt von sieben professionellen Musikerinnen und Musikern mit Spezialisierung in zeitgenössischer Musik und Improvisation. Die antike Route der Via Egnatia begegnet dem Publikum als akustisches Bild aus Geräuschen, Stimmen und Klängen. Zu jeder Ausgabe wird eine Person aus dem Kulturbereich eingeladen, um als Chronistin/Chronist Begebenheiten und Eindrücke festzuhalten. Dieses Material wird von den Musikerinnen und Musikern am nächsten Aufführungsort improvisatorisch verarbeitet. Dadurch erweitert der Soundscape auf jeder Station seiner Reise die Geschichte der Via Egnatia. Er kreiert ein gegenwärtiges Echo einer Migrationsroute, auf der seit über 2000 Jahren Menschen, Ideen und Artefakte zirkulieren.

Zu jeder Ausgabe des Live-Soundscapes hat das Ensemble eine Chronistin oder einen Chronisten eingeladen, um das Geschehen in literarischer Form zu dokumentieren. Dieses Material wird von den Musikerinnen und Musikern jeweils in der Folgeaufführung verarbeitet. Als sprachlich-textliche Pflastersteine bilden die Beobachtungen der Chronistinnen und Chronisten die imaginäre Route der Via Egnatia durch die verschiedenen Museen.

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Eduard Spörri und fremde Kulturen


Der Wettinger Künstler Eduard Spörri war fasziniert von fernen Ländern und fremden Kulturen. Dies zeigt etwa seine Sammlung kleinfiguriger Objekte aus aller Herren Länger. Zahlreiche historische Fotografien zeigen den Bildhauer auf seinen Reisen, etwa nach Griechenland. Mythologische und biblische Themen aus östlichen Raum begegnet man schliesslich auch in seinem Kunstschaffen.

 

In Wettingen selbst befindet sich etwa das «Griechenmädchen» (1967, Blei, Friedhof Brunnenwiese, Leihgabe der Stiftung Museum Eduard Spörri). Diese Skulptur entstand kurz nach einer seiner Reisen nach Griechenland.

 Die menschliche Gestalt ist gleichsam in der griechischen Kunst wie in Eduard Spörris Schaffen ein zentrales Thema. Der Körper orientiert sich dabei am Schönheitsideal der klassischen Antike. Der Typus des bekleideten Mädchens (griech.: Kore) lässt sich über verschiedene Stilepochen hinweg bis in die archaische Zeit (um 650 v. Chr.) zurückverfolgen. 

Trotz der starren Haltung des Griechenmädchens ist stilistisch eine Harmonie erkennbar. Die verschränkten Arme lassen sich aber mehrfach deuten: Schutzbedürfnis, Angststarre, Abwehrhaltung und Unsicherheit gewichten dabei die bleierne Schwere. Eine introspektive Betrachtungsweise hingegen hebt das Verlangen sich selbst zu umarmen hervor. Gerade in der Trauerphase mag somit ein Gefühl von Geborgenheit zum Tragen kommen.


Eduard Spörri (1901–1995) schuf zahlreiche Grabfiguren. Das Griechenmädchen war jedoch nicht als solche entworfen worden. Anlässlich der Jubiläumsausstellung zu Eduard Spörris 90. Geburtstag im Jahr 1991 wurde die Skulptur im Aargauer Kunsthaus Aarau gezeigt. Dem Künstler ist in Wettingen ein Museum gewidmet.


Text © 2021 Marc Philip Seidel